In Dalmatien ist Schnaps-Brennen noch alte Tradition
 

 
.... er hat die Verdünnung auf Trinkstärke wohl falsch ausgerechnet ....
 
 

Wenn man Glück hat, bekommt man Kontakt zu einheimischen Weinbauern. Und wenn man noch mehr Glück hat, darf man beim Ritual des Schnaps-Brennens zuschauen und evtl. auch tatkräftig mitmachen.

Dieses Ritual hat auch was mit praktiziertem Tierschutz zu tun: Man kann den ausgepressten, aber dennoch alkoholhaltigen Maischerest von der Weinproduktion den Schweinen und Schafen nicht so einfach zum Fressen überlassen, also muß das Zeug "entalkoholisiert" werden. Und außerdem wird der so gewonnene Alkohol zur Behandlung verletzter Tiere gebraucht ...  er hilft auch gegen Sonnenbrand !! Oder wenn man sich mit dem Hammer auf den Daumen haut, trägt er auch ganz gut zur Schmerzlinderung bei. Wenn dann alle Verletzungen und Schmerzen behandelt sind, folgt die innere Anwendung, gewissermaßen als Nachsorge ....
Es gibt viel zu tun - packen wir 's an.
Erst einmal ist Holz zu beschaffen und klein zu machen.
Die Maische muß zum Brennkessel transportiert werden. Das geschieht nicht etwa per Pumpe und mit dem Tankwagen, sondern zunächst erst mal eimerweise und zu Fuß vom Gärbottich im Keller zu einem anderen Gärbottich auf einem Anhänger. Anschließend wird zum Freund gefahren, der einen Brennkessel hat. Jetzt sind wieder einige Hände gefragt, die Maische muß ja schließlich in den selben. Wenn alles umgefüllt ist, wird angezündet. Der Kühler läuft nebenbei noch mit Kaltwasser voll. Es dauert ganz schön lang, bis die kellerkalte Maische (immerhin ist es schon Oktober) auf Temperatur kommt.
Die Wartezeit wird mit Marenda (Brotzeit machen) und Feuer überwachen verbracht. Es gibt Feinstes vom Grill und aus dem Faß vom letzten Jahr.
Bei 78°C ist es dann soweit. Der Schnaps beginnt zu laufen. Der "Vorlauf" ist milchig und landet mit verachtendem Schwung im Feuer. Wenn 's "klar" läuft und die Temperatur trotz Heizens nicht weiter ansteigt, tröpfelt reinster Aethylalkohol - Rakija, Loza, Feuerwasser oder Trester, wie wir sagen. In Italien heißt das hochprozentige Gesöff Grappa. Weicht man verschiedene Kräuter darin ein, heißt das Produkt Travarica.
Wenn dann später die Temperatur beginnt anzusteigen, hören Spezialisten bei etwa 85 - 90°C mit brennen
auf, wodurch sichergestellt ist, daß kein giftiger Methyalkohol entstehen kann.
Das ständige Probieren kann ziemlich anstrengend werden und bleibt auch nicht ohne die bekannten Folgen.
Zum Schluß muß der Brand noch auf Trinkstärke runter verdünnt werden. Diesbezüglich gehen die Meinungen der einzelnen Erzeuger ganz schön auseinander und jeder macht seinen Teil so stark wie er meint, und es für sein Empfinden am besten sei. Das beste Verdünnungswasser ist übrigens auch wieder im Kessel destilliertes Wasser, was voraussetzt, daß der Brennrest erst mal entsorgt werden muß - er ist jetzt "schweinsgerecht". Mit Plastikeimern ist das nicht gerade der leichteste Job - die Pampe ist ja noch fast kochend heiß. Mit der Schubkarre gehts ab zum Komposthaufen - die Ferkel warten schon.
Nach dem Messen des Alkoholgehaltes rechnet der Ober-Brennmeister aus, wieviel Wasser zuzugeben ist. Das ist eine verantwortungsvolle Rechnerei - zu viel Wasser und der Schnaps ist im Eimer. Ohne Risiko rechnet, wer sich nachstehender Formel und eines Taschenrechners bedient.



Man kann aber auch ohne Mathematik nach jeder kleinen Wasserzugabe probieren und so auch ans Ziel kommen. Nur ist bei dieser Methode die Frage offen, ob das Produkt am nächsten Tag wirklich so ist, wie man es sich vorgestellt hat ...  Nachbessern geht nur in die eine Richtung !

Wenn schließlich alles in Flaschen abgefüllt ist und jeder - der eine mehr, der andere weniger - eine rote Nase hat, ist es gut, vorgesorgt zu haben und von einer verständnisvollen "Chauffeuse" abgeholt zu werden ....  Zur Not ginge auch ein ortskundiger Esel.

Bleibt nur zu hoffen, daß die EU nunmehr nach der Aufnahme Kroatiens diesen uralten Brauch nicht abschaffen wird.
(Unter uns: es würde auch nicht gelingen - die Kroaten lassen sich ihre gewohnten Traditionen ganz sicher nicht verbieten ...)


 
Goran
Bare Der Brennkessel




überdenkt nochmals alle Vorbereitungen
mahnt zur Gewissenhaftigkeit darf auf keinen Fall explodieren !

   






während die zweite Runde kocht,
kümmert sich Goran um die Marenda
schaut nicht schlecht aus ...
       






der Deckel dampft noch, obwohl er nicht mehr auf dem Kessel sitzt ...